Das Wildweiberhäuschen von O`dorf
Die Weiber vom Buchenborn
Die Revolution im Hickengrund
Die Mistgabeln in Schweden
Die Hicken und die Eisenbahn
Fahrkunst....
Die 12 Hicken-Apostel
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Beim Zahnarzt
Hu lose mr...
De ahl Eckeschneirer
Stanislaus Jaroslav Zavadll

Die Weiber vom Buchenborn

Noch heute kommt es öfters vor, daß eine verärgerte Mutter ihrem ungezogenen Kinde mit den Worten droht: „Wart‘ nur, sonst holen Dich die wilden Weiber„, und wenn sie dann den ängstlichen, leicht ungläubigen Blick ihres Kindes sieht, das dennoch folgsam wird, denkt sie gewiß mit Schaudern an ihre eigenen Kindheitstage zurück, an die Stunden, da die steinalte Großmutter anhub, die gruselige Geschichte vom wilden Weiberhaus zu erzählen: Es war einmal .....

Selbst den Bauern, der mit seinem Kuhgespann in den Hauherg fährt, beschleicht ein eigenartiges Gefühl, wenn er an den bizarr geformten, unsymmetrisch aufeinanderliegenden Felsblöcken, von vielen Klüften und Höhlen durchzogen, die dennoch eine märchenhafte Einheit bilden, vorbeikommt, und mancher hat sich schon dabei entdeckt, wie er heimlich danach Ausschau hielt, ob er nicht eines der Wesen entdeckte, die so heimlich verschwanden, wie sie gekommen sind, damals, als noch wilde Hecken den Hickengrund von der Außenwelt abriegelten.
Keiner weiß, wieviele es waren, die von den Vorfahren scheu und aus der Ferne hei ihrem Treiben beobachtet wurden, wie sie ihre Wäsche wuschen auf dem riesengroßen, flachen Stein, der noch heute wie eine riesige Halbinsel in den kleinen Bach hineinragt.....    wie sie in ungeordneter Vielzahl an dem 9 qm großen Stein in der Wiese ihr Essen einnahmen; keiner hatte sie nachts in den Dörfern gesehen -  aber, wenn der Sturm um die Scheiben fuhr, wenn schwarze Gewitter ihre grellen Blitze in das Tal schleuderten und der Donner unheimlich grollte, dann wußte man: sie waren da, man hörte ihre schlürfenden Schritte, man vernahm ihre unverständlichen, fremdartigen Laute, man spürte ihre Schatten förmlich an den Hauswänden entlangschleichen. Wehe dem Vorwitzigen, der es gewagt hätte, ihnen in ihr steinernes Verlies zu folgen: nie wäre er zurückgekehrt - und das unheimliche Lachen, das der Wind hin und wieder hinunterwehte in das Tal, hätte die Klage derer übertönt, die um ihn weinten!
Keiner weiß, wann die Weiber gekommen sind, und keiner weiß wann sie gingen. Manchmal, in - stürmischen Nächten, vermeint man noch heute auf den Straßen ihre schlurfenden Schritte zu hören oder ihr wildes Singen, als seien sie zurückgekehrt aus der Sage und mit ihnen der Zauber einer längst entschwundenen Zeit.

(Nach Bernhard Dahm)
Quelle: Die Hickengrundhalle - ein Gemeinschaftswerk