Das Wildweiberhäuschen von O`dorf
Die Weiber vom Buchenborn
Die Revolution im Hickengrund
Die Mistgabeln in Schweden
Die Hicken und die Eisenbahn
Fahrkunst....
Die 12 Hicken-Apostel
Schlittche-fahrn
Beim Zahnarzt
Hu lose mr...
De ahl Eckeschneirer
Stanislaus Jaroslav Zavadll

‘Hu lose mr dc Holzesser mol laafe‘

In einem längeren Artikel im Heimatspiegel beschreibt der Chronist unter anderem, wie es früher oft nach der Konfirmandenstunde zuging. Sie fand ja in Dresselndorf statt, im ‘Pärrsaal‘, d.h. in der alten umgebauten Pfarrscheune, die gegenüber dem Spritzenhaus stand. Der Chronist berichtet: Kaum hatte der Pfarrer sein Schlußgebet gesprochen, stürmten die Jungen zuerst durch die Türe -die Mädchen hielten sich bescheiden zurück - und, sobald man aus Sichtweite des Pfarrers war, fielen die ersten Schimpfworte, und das Gerangel ging los. Meist wurden die Fäuste, Hände und Ellbogen gebraucht. Stöcke und Steine waren verpönt. Durch lautes Rufen und Gejohle versuchten die einzelnen Parteien sich anzuspornen, bis eine die Oberhand gewann und die andere zu laufen begann. Das war meist im ‘Hieleweg‘ der Fall. Da spielte natürlich die Gunst des Geländes auch eine Rolle, und die Holzhäuser mußten laufen. Da gab es kein Halten. Die Dresselndorfer hinterher, die Gunst des Geländes ausnutzend. Aber bei ‘Bauersch Heppelche‘ wandte sich dann meist das Blatt wieder, und die Holzhäuser trieben die Dresselndorfer wieder bis an die Lützelbachbrücke zurück. Dann war man meist des Treibens müde, und man trennte sich. Nun fing das Rühmen und Rausstreichen einzelner an, und den auf diese Weise Hervorgehobenen schwoll die Brust vor Stolz. Im Winter wurden die Kräfte durch Schneeballschlachten gemessen, die meist weniger schmerzhaft endeten als die Schläge mit Fäusten und Händen.
Jugendliche Rangeleien. Ich wüßte nicht, daß es irgendwann einmal zu ernstlichen Verletzungen oder Schädigungen gekommen wäre. Heute würde man sagen: „Aggression und Frust wurden auf diese Weise abgebaut.„ Wer kann von einem Dreizehn-/Vierzehnjährigen verlangen, daß er auf dem Wege von oder zur Konfirmandenstunde mit der nötigen Besinnlichkeit einhergeht. So wurde denn unterwegs noch allerhand Schabernack begangen. Besonders im Herbst lockten überall am Wege süße Früchte. Beim letzten Haus am Weg  bei Herings  stand ein Birnbaum, der oft nicht ungeschoren davonkam. Im Hoorfeld reiften die Möhren und Kohlraben, und manch einer sprang schon mal über die Chaussee-graben und holte sich diese Gemüse. In Dresselndorf standen vor Heppnersch Haus zwei mächtige Weißbirnbäume. Die trugen fast jedes Jahr, und ihre Früchte waren süß und saftig. Wenn dann die Zeit der Reife gekommen war, lag der Boden meist dicht gesät von Birnen. Einer der Jungen wurde vorgeschickt, der die Lage «peilen«, d.h. feststellen mußte, ob jemand im Hause war. Wenn die Luft rein war, gab er einen Wink, und wir stürmten hin und machten uns die Taschen voll. Natürlich wurde gleich tüchtig reingehauen, und die ‘Krutze‘ dienten dann als Wurfgeschosse gegen die Mädchen. Oft wurden wir aber auch erwischt, und Heppnersch Martha kam aus der Küche und rief uns zu: «Ihr bijse Jounge, macht err oich fort, harrer de Gebote noch net gelärnt!«. Das hinderte uns aber nicht, auf dem Nachhauseweg wenigstens den Versuch noch einmal zu machen. So ändern sich die Zeiten. Wer würde sich heute noch wegen ein paar Möhren oder Kohlraben die Turnschuhe schmutzig machen? Wer kennt heute noch ‘Schmaalz- oder Weissbiern‘??

Erich Georg, Haiger
entnommen aus "Heimatspiegel"