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Die Hicken und die Eisenbahn
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Stanislaus Jaroslav Zavadll

Die Hicken und die Eisenbahn

Als die königlich-preußische Eisenbahn Mitte des vorigen Jahrhunderts beschloß, ihre geplante Strecke Köln-Gießen durch den Hickengrund zu führen, ahnte sie nicht, daß ein paar wackere Fuhrleute und Einwohner dieser Gegend zu einem fürchterlichen Schlag gegen sie ausgeholt hatten, der ihr Projekt ernsthaft gefährden sollte. „Wir“, so sagten die Verschwörer allenthalben und jedem der es hören wollte, „wir fahren billiger als die Bahn!“ Also wurde ein Bahnhofsbau im Hickengrund von den Fuhrleuten abgelehnt, und der Wettkampf zwischen Kohle und Hafer, genauer gesagt zwischen Dampfkraft und Pferdestärken, nahm seinen Anfang.
War es ein Wunder, daß der Heizer auf seiner Lokomotive besonders viel Dampf machte, wenn sich sein Zügle dem Hickengrund näherte - oder daß die Pferde der Fuhrleute in just demselben Moment besondere Rationen Hafer bekamen? Nach etlichen Jahren, als die Kohlen billiger, der Hafer jedoch teurer wurde, begann man in gewissen Kreisen einzusehen, daß es, wenn auch nur aus erwähntem Grunde, vielleicht doch angebracht sei, zusätzlich eine Station zu beantragen. Denn selbst die eingefleischtesten Pferdeliebhaber konnten es schlecht verstehen, daß sie, um mit dem Zug fahren zu können, erst einmal nach Haiger oder Burbach laufen sollten, um dann unter Umständen etliche Stunden später den selben Weg auf den Schienen zurückzukehren und die Reise dann sozusagen im fliegenden Start anzutreten.
Darauf wurde eine Abordnung gewählt, die der königlich-preußischen Eisenbahngesellschaft das Wohlwollen der Hickengründer Fuhrleute übermitteln sollte, das sich in Worten ausgedrückt ungefähr so anhören sollte:
Sie, die Hicken, hätten im Prinzip nichts mehr gegen einen Bahnhof einzuwenden - nicht weil man die Aussichtslosigkeit des Konkurrenzkampfes eingesehen habe, im Gegenteil, sondern eben nur, Hafer wie gesagt teurer geworden wäre!
Indes, die Abordnung, die mit ihrer Petition im übrigen Erfolghatte, wählte klugerweise andere Worte, in herrliche Verse gefaßt, von denen der letzte, der im übrigen den Erfolg und damit den Bahanhofsbau sicherstellte, lautete:

„Ihr Herren, wie der Hirsch schreit nach einer frischen Quelle
So schreit der Hick nach einer Haltestelle!„

(Nach Bernhard Dahm )
Quelle: Die Hickengrundhalle - ein Gemeinschaftswerk